von Manfred Werner
Mit sechs Oldtimern startete Ende April unsere 7. und damit letzte Tour nach Bullay an die Mosel.
Normalerweis haben Annelie und ich bis zu 1000 km Vorlauf bis zum Start. Zielsuche, Hotel buchen, Überraschungen und Besichtigungen auskundschaften und kurz vorher noch einmal Strecke abfahren, ob noch alles so ist, wie wir es gewünscht haben.
Sechs Fahrzeuge und bis zu 12 Personen reichen für uns beide, um die Fahrt zu organisieren und die finanzielle Abwicklung zu stemmen.
Auf die Idee sind wir vor 7 Jahren gekommen, als am Stammtisch gesagt wurde „ihr macht ja nix!“ und wir im Ponton-Kurier einen Bericht vom Stammtisch Aachen gelesen haben, die eine kleine Gruppe über die Ardennen, Luxemburg bis an die Mosel brachte.
„Das machen wir auch mal“ und seitdem haben Annelie und ich sieben Jahre verschiedene Ziele, in max. Entfernung von 250 Kilometern entfernt angefahren und die Tour immer als 3- später 4-tägige Überraschungs-Tour organisiert.
Bei so viel Arbeit, Terminsuche und finanziellem Risiko muss die Teilnehmerzahl begrenzt sein, auch wegen der Übersicht während der Fahrten. Wenn die Fahrt also gut ist, springt keiner ab und es sind oft die gleichen Leute. Es hindert aber keinen daran, etwas zu organisieren, wie es Dieter Nettekoven mit seiner Pfalz-Tour gut bewiesen hat!
Start war also um 10 Uhr an der Bundeskunsthalle in Bonn. Elfi und Reiner, Ellen und Manfred, Dagmar und Jochen sowie Annelie und ich trafen uns bei Sonnenschein. Ein 108er, ein 111er Coupé, ein 220 S Ponton und unser 110er/230 machten sich auf den Weg. Vor Bad Breisig gesellten sich von der anderen Rheinseite Gisela und Dieter im 126er und von der Ahr Martin mit Gottfried´s kleiner 230er Flosse. Gemeinsam setzte sich die Kolonne Richtung Koblenz über B 9 in Bewegung.
Ab Koblenz schlängelten wir uns mit der Mosel nach Westen. Über Güls, Winningen, Kobern, Hatzenport kamen wir nach Cochem. Über uns thronte dort die mächtige Reichsburg. Nach Cochem folgten die Moseldörfer Nehren und Bremm, mit dem steilsten Weinberg Europas. Er wird von einem wilden und steilen Klettersteig gequert. Wir bleiben am linken Moselufer und überqueren in Aldegund die Mosel und kommen zu unserem Ziel, dem Weinort Bullay.
Im „Moselgarten“ haben wir überdachte, reservierte Parkplätze – ein „Fremdkörper“ steht schon da, ein Citroen 11CV Traktion des Hotel-Chefs. Martin, der das Steuer der nächsten Tour übernehmen wird, hatte das Boutique-Hotel ausgesucht. Mit einem leckeren Abend-essen klang der erste Abend aus.
Am Freitag schlängelten wir uns wieder am Moselufer entlang, durch endlose Weinberge zu beiden Seiten der Mosel. Zuerst fuhren wir in Bullay auf der unteren, engen Etage der Doppelbrücke, auf deren oberen Etage im Krieg schwere Waffen mit der „Kanonenbahn“ nach Frankreich gebracht wurden. Heute nutzt die Bundesbahn die obere Etage für den normalen Bahnverkehr. Wir wechseln in Reil wieder die Moselseite und kamen nach Traben. Hier fuhren wir wieder zurück über die Mosel durch ein wunderschönes altes Brückentor auf die alten, geschichtsträchtigen Häuser Trarbachs zu. Am „Kröver Nacktarsch“ vorbei und dem „Kloster Machern“ wechselten wir ein letztes Mal die Moselseite und kamen nach Mühlheim, Wintrich und Neumagen-Drohn. Hier im Ort steht rechts auf dem Dorfplatz ein steinernes „Römerwein-schiff“. Man kann von hier mit einem hölzernen Nachbau in die Ruder greifen und die Mosel erkunden.
Über Piesport gehen wir ab Kirch für wenige Kilometer auf die Autobahn zum Tagesziel nach Trier. Vom westlichen Verteiler kommen wir zügig zur „Porta Nigra“. Gleich gegenüber parken wir auf dem öffentlichen Casino-Parkplatz.
Der „römische Stadtführer“ wartet schon an der Info hinter der Porta Nigra. Eineinhalb Stunden führt er uns durch die Innenstadt mit ihren hübschen Bürgerhäusern zur Judengasse. Über den Hauptmarkt mit seinem Petrusbrunnen, am Dom vorbei gelangen wir zur Konstantin Basilika, einem kolossalen Backsteinbauwerk, um 305 als römische Palastaula erbaut. Sie war ehemals mit Marmor verkleidete und schon mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Der Innenraum war später Kurfürstlicher Palast. Er hat eine für europäische Verhältnisse riesige, frei schwebende Holzkassettendecke. Heute wird der ehemalige Palast als evangelische Kirche genutzt. Hinter der Palast-Gartenanlage am Amphitheater ging unsere Führung zu Ende. In der urigen Weinstube “Kesselstatt“, gleich gegenüber dem Dom, machten wir eine wohl verdiente Mittagsrast. Wir schlenderten später zurück zur Porta Nigra und traten die Rückfahrt durch das malerische Moseltal nach Bullay an.
Den Samstag verbrachten wir ohne Auto. Heute war Martins Tag! Mit der „Kanonenbahn“ fuhren wir jetzt auf der oberen Etage der Doppelbrücke in Bullay, durch den Tunnel des Aussichtsturms “Prinzenkopf“ über ein „Steinviadukt“ durch die Weinberge nach Trarbach.
An der Info am Bahnhof erwartete uns der Stadtführer. Martin hatte einen Trip in die Trarbacher „Unterwelt“ organisiert. Viele alte Häuser sind in den Kellern miteinander verbunden. Dort waren früher die Weinlager, aus denen sehr viel Wein per Schiff in die Welt ging. Heute sind die Keller an unterschiedlichsten Einstiegen zu besichtigen. Sie werden als Museum oder für einen großen Wei(h)nachtsmarkt genutzt. Ein weiterer Teil der Gewölbekeller dient in der restlichen Zeit als Tiefgarage, die alt, aber saniert sind. In den uralten „Katakomben“ tropft das Wasser aus der Decke. Das Finale machten wir auf der Terrasse des „Moselschlösschens“ über der „Unterwelt“ von Trarbach.
Zurück, direkt nach Bullay, klang der Tag bei einer Weinprobe in der Weinmanufaktur Christian Schardt mit einem Abendessen nach Winzerart aus.
Sonntag starteten wir wieder durch das wunderschöne Moseltal nach Koblenz. In Bad Breisig, unserer letztjährigen 2022er-Jahrestreffen-Location, schlossen wir im „Templerhof“ bei einem vorzüglichen Mittagessen auf der Terrasse das lange Wochenende ab. Von dort verteilten wir uns in alle Himmelsrichtungen und sind unbeschadet zu Hause angekommen.
Da es allen wieder gut gefallen hat, wird Martin im nächsten Jahr sicher eine schöne Tour ausarbeiten.