2024 MBIG Sternfahrt nach Dessau

Auf den Spuren des Flugzeugbaupioniers Hugo Junkers

von Wolfgang Reimer

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Die Legendäre JU52, genannt „Tante Ju“, war das erste moderne Passagierflugzeug der Welt und bis weit nach dem zweiten Weltkrieg auf fast allen Kontinenten im Einsatz. Die hier ausgestellte Maschine Modell 52/3m (dreimotorig) ist eine von fünf 1986 aus einem See in Nordnorwegen geborgenen JU52. Der Förderverein Technikmuseum Hugo Junkers Dessau e.V. hat sie mit ungeheurer Eigenleistung und
Kompetenz sowie mit Unterstützung der Privatwirtschaft in über 30000 Arbeitsstunden wieder „flott“ gemacht.

Warum nicht mal was Neues? Und mal einige benachbarte MBIG-Stammtische zusammenbringen? Geht doch, sagten die Stammtische Berlin, Harz und Dresden-Elbland und machten sich auf nach Dessau mit 30 Fahrzeugen und 50 Technikbegeisterten, und dies nicht nur zum Thema Mercedes…
Dessau ist mehr als das Mekka der BAUHAUS – Kultur, wo die Kunst- und Gestaltungsschule am längsten wirkte und zwischen 1925 und 1932 ihre Blütezeit erlebte. Sie hält mit dem Technikmuseum „Hugo Junkers“ auf dem Gelände der ehemaligen Junkers-Flugzeugwerke ein Zeugnis deutscher Ingenieurkunst der motorisierten Flugzeuggeschichte und des Heizungs- und Formbaus vor. Weltweit setzte der Forscher, Lehrer und Unternehmer Hugo Junkers bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg durch grundlegende Neuerungen im Flugzeugbau, wie den Ganzmetallbau und die gewellte Struktur, Maßstäbe und entwickelte die ersten Passagierflugzeuge der Welt. Anfänglich als Konstrukteur von Gasthermen tätig, konzipierte er am Ende seines Lebens noch Stahlhäuser in Systembauweise mit effizient konzipierter
Einheitsausstattung. In dem über 50-jährigen Schaffen des zwölffachen Familienvaters fallen ausgewählte Meilensteine:

  • 1892 Patentierung eines Kalorimeters (Gerät zur Bestimmung des Heizwertes von Gasen) Auszeichnung mit der Goldmedaille auf der Weltausstellung in Chicago 1893
  • 1894 Entwicklung des ersten stehenden Gasbadeofens auf der Grundlage des Kalorimeters
  • 1895 Gründung der „Junkers & Co.“ Fabrik für Gasapparate in Dessau
  • 1909 Einstieg in den Flugzeugbau mit der patentierten Entwicklung eines neuartigen Flügels (1910), der – freitragend – in seinem Inneren Nutzraum bietet
  • 1915 Entwicklung des ersten Ganzmetallflugzeuges
  • 1919 Bau des ersten Ganzmetall-Verkehrsflugzeuges, der einmotorigen, viersitzigen F13.
  • 1921 Gründung einer eigenen Fluggesellschaft, die 1926 mit in die Deutsche Lufthansa aufgeht

Seine Unternehmen hielten insgesamt 380 Patente im Bereich der Motortechnik, Flugzeugentwicklung, der Kalorimetrie, Wärmetauscher, Spezialmaschinen, Fertigungsverfahren sowie im Metallbau von Möbeln, Booten und Gebäuden. Von den Nazis 1933 enteignet (er stellte seine Firma nicht in den Dienst der Rüstungsindustrie) und von den deutschen Kommunisten als Kapitalist gebrandmarkt, stand Hugo Junkers einsam und lange Zeit „unterbelichtet“ in der deutschen Unternehmergeschichte.
Es ist allein bürgerschaftlichem Engagement und der Unterstützung von Industriesponsoren zu verdanken, dass das Erbe dieses genialen Erfinders und damit die Bedeutung Dessaus für die deutsche Technikgeschichte nicht verloren ging und dieses Erbe in Form eines Vereins fortan bewahrt und zugänglich gehalten wird. Ein Träger hierzu wollte sich nicht finden – bis heute nicht. Das Land Sachsen-Anhalt und der Bund scheinen daran kein Interesse zu haben, was angesichts der heute mehr denn je geforderten Innovationsgesellschaft einen arg verwundert.
So waren es Dessauer Bürger, die 1992 den „Förderverein Technikmuseum Hugo Junkers Dessau e.V.“ gründeten und in Dessau ein Museum der Technischen Moderne aufbauten, das die reiche Geschichte der Region zu Beginn des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Seitdem arbeiten mit voller Leidenschai Dreher, Schlosser, Maschinenbauer, Ingenieure, Werkzeugmacher, Mechaniker und Flugzeugtechniker in ihrer Freizeit an der Rekonstruktion und Konservierung wichtiger Meilensteine des Erfindergeistes Hugo Junkers.

Alles in allem also mehr als ein Grund sich auf nach Dessau, jener Stadt an der Elbe ca. 40 Kilometer nordöstlich von Halle, zu machen. Und: Ein großer Dank an Hans-Jürgen Lotz, Leiter MBIG Stammtisch Berlin, der diese Empfehlung für eine gemeinsame Ausfahrt der Stammtische Berlin und Dresden-Elbland aussprach. Die Idee hierzu kam beiden Stammtischleitern auf dem Fürstentreffen in Bad Neuenahr. Als Dritter in Bunde war der Stammtisch Harz schnell gefunden. In der Geometrie der Anfahrwege – von Berlin, Harz und Dresden nach Dessau im Mittelpunkt – machte die Anreise aller zu einer richtigen Mercedes-Sternfahrt!

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An die 50 Teilnehmer umfasste die Sternfahrt der MBIG Stammtische Berlin, Harz und Dresden-Elbland. In Gegenwart der Kollegen vom Oldtimerstammtisch Dessau e.V. konnten wir gleich einmal ein bisschen Werbung für unsere MBIG machen…

Erwartungsgemäß stellten die Berliner mit 19 Fahrzeugen die größte Flotte, darunter eine seltene /8 Langversion und drei wunderschöne Ponton-Cabrios. Aus dem Harz kamen edle Sterne und, als Exot in der illustren Runde, ein luftgekühlter 356er Porsche. Dresden steuerte als Highlight einen stattlichen W129 6.9 bei. Umgeben all das von einer Vielzahl an Flossen und Pontons, gefolgt von den etwas jüngeren Oldtimern wie R107, W116, W123, und W126, um nur einige zu nennen.

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Ein Treffen, dass zu seiner Zeit Anfang der 50er Jahre so hätte aussehen können: Ein W187 220er Cabriolet A vor einer der (erneuerten) JUNKERS Werkhallen. Nur 1287 Fahrzeuge wurden gebaut. Zeitgleich zu diesem Fahrzeug aus Potsdam war auch noch ein zweites W187 220er Cabrio Baujahr 1954 vom Oldtimerstammtisch Dessau e.V. zugegen.
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Ohne Kühlergrill und in rot verliert sich hier ein schicker 356er Porsche in der Vielzahl der Mercedes Oldtimer. Eine echte Bereicherung und der farbliche Gegenpol zu den Limousinen, Coupés und Cabrios der W111, W108 in weiß, und natürlich ein friedlicher Kontrast zu den dahinter stehenden Militärmaschinen sowjetischer Bauart.
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Ein W180II 220S Cabriolet mit schwarzem Lenkrad und edler Holzarmatur. Die Besatzung der Cabrios hatten es bei den sommerlich warmen Temperaturen des Tages wohl am besten.
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Eine schicke W110 Heckflosse mit Schiebedach eingerahmt von einem schnieken W116 in lindgrün-metallic und einem W120 Ponton mit Faltdach. Ein Schnelldurchlauf in die Karosseriefarbentwicklungen der 50er bis späten 70er Jahre.
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Seltenste offiziell hergestellte Karosserievariante des Typs /8: Die Langversion Pullmann-Karosserie hier als Taxi. Im arabischen Raum (Jordanien, Syrien etc.) gehörten gestreckte Strich-Acht bis zur Jahrtausend- wende als Sammeltaxis zum Straßenbild.
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Die Jugend bewies sich bei der Sternfahrt als Trendscout: Hier ein echter Hingucker: Eine Markenhandtasche“ mit Stern und zugleich Ersatzradkappenlager für den Fall der Fälle.
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Junkers J13, das erste Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt, von 1919 bis 1932 gebaut. 1925 beherrschte die Junkers F 13 40 % des weltweiten Luftverkehrsnetzes.
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In der Badewanne sind wir Babyboomer wohl das erste Mal mit Junkers in Berührung gekommen, als der Blick auf den Gasdurchlauferhitzer vor einem gerichtet war. Diese standen in der langen Tradition der Einführung gasbetriebener Kessel für den Haushaltsbereich, mit dem die Junkerswerke bereits schon in der Kaiserzeit das Wohnen innovierten. In Anlehnung an die enge Freundschaft mit Walter Gropius entwickelte Hugo Junkers auch Metallhäuser in Systembauweise, die eine standardisierte Kücheneinrichtung beinhalteten.
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Mittagessen und Kaffeetrinken im Kornhaus an der Elbe. Carl Fieger, ein Mitarbeiter von Walter Gropius, entwarf das Gebäude in den Jahren 1929/30 im Auftrag der Stadt Dessau und der Schultheiss-Patzenhofer Brauerei AG. Es ersetzte ein zuvor hier befindliches Speichergebäude (Kornhaus)

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Vis-a-Vis mit einem Paar 425er Touren-AWOs aus den 50ern. Die AWO, eine Auftragsentwicklung der sowjetischen Militär-Kommandatur, war das einzige Viertaktmotorrad der DDR. Trotz ihrer ungeheuren Popularität – sie wurde auch nach Westdeutschland verkauft – musste sie auf Geheiß des SED Politbüros vom Markt genommen werden, um Produktionskapazitäten für den Zweitakter Trabant freizumachen.
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Einer der Ideengeber zur Sternfahrt, Stammtischleiter des MBIG Berlin: Hans-Jürgen Lotz mit Frau Lis im W111er 220SEb Cabriolet von 1964
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30 Fahrzeuge mit 50 Teilnehmern machten sich in der Geometrie des Mercedes-Sterns von Berlin, dem Harz und Dresden auf nach Dessau.
Bis auf einen Zünddefekt und eine Reifenpanne gab es keine „Aussetzer“. Immerhin reichten die Baujahre der teilnehmenden Mercedes von 1951-2011 und die älteste Mitfahrerin war über 90!

Fotos: Wolfgang Reimer und Hans-Jürgen Lotz

Wie nennt man den Ponton im Ausland?

Deutschland, Germany

Ponton

USA

Ponton

Niederlande, The Netherlands

Bolhoed
wie die alten britischen Hüte
like the old British Hats

Mexiko, Mexico

Bilotas
kleine Bälle
little Balls

Australien, Australia

Neuseeland, New Zealand

Roundies

Costa Rica

Chanchito

Schweden, Sweden

Bull-merca
Brötchen Mercedes
bun Mercedes

Venezuela

Bolido
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