von Wolfgang Reimer / 15.9.2024
Zur Weinlesezeit ging es auch dieses Jahr von Meißen bis Diesbar-Seußlitz entlang der Elbe auf der Sächsischen Weinstraße. Rechterhand die Steillagen der in Sachsen besonders hochwertigen Traminer, Goldriesling und des Müller-Thurgau, als sozusagen die Klassiker dieses kleinsten Anbaugebietes in Deutschland. Dank der Erderwärmung nun auch Anbaugebiet immer gehaltvoller werdender Rotweine. Nicht zu vergessen: Der Elbling.
Bereits von den Römern im Moselgebiet angebaut, war er bis ins Mittelalter auch die häufigste
deutsche Rebsorte. Unserer Einladung folgten 24 Teilnehmer mit 15 Fahrzeugen aus Dresden, dem Umland und Berlin. Beide Stammtische setzten damit nach Dessau ihre Gemeinschaftsfahrt fort. Die
Hauptstädter, nunmehr zu Gast an der Elbe, waren sogar in Überzahl.
Treffpunkt war die Hoflößnitz, jener geschichtsträchtige Ort am kursächsischen Weinberg Goldener Wagen. Im Schlösschen – einst für den Urgroßvater August des Starken erbaut – hielt seitdem der Sächsische Hof seine Weinfeste. Eine Chronik von 1717 hält fest, dass der hiesige Wein besser als der fränkische und mindestens ebenso gut wie der vom Rhein sei. Dem kann man auch heute noch zustimmen. In der modernen Vinothek finden sich fast alle Tropfen Sachsens zur Auswahl, und erfährt man viel über den Weinanbau und seine Geschichte.
Wer es vornehmer haben will, findet Aufnahme im Spitzhaus, diesem zierlichen Barockschlösschen
oberhalb der Lößnitz thronend, einst ein Geschenk an die Gräfin Cosel von Ihrem Gönner.
Dazwischen befindet sich seit über hundert Jahren das Bismarckdenkmal, wie die Weinbergmauern aus Meißner Granit erbaut, und erster Anlaufpunkt unserer Ausfahrt. Von hier aus genossen wir einen weiten Blick über das Elbtal zwischen Dresden und Meißen. Im Süden hielten sich die dicken Regenwolken noch zurück, ließen aber keinen Zweifel daran, dass unsere Fahrzeuge heute auf Verdeck und Fensterbürsten geprüft werden würden.
Die Fahrt ging los durch den Lößnitzgrund nach Schloß Moritzburg, wo wir uns auf ein Wettrennen mit der Lößnitzgrundbahn einließen, einer der beiden noch in Betrieb befindlichen Schmalspurbahnen im Raum Dresden, mit der Reichsbahnlok Baureihe 99 im Einsatz. Hochwasser und Corona haben sie überstanden, und die Dresdner lieben ihre technischen Denkmäler. So, wie auch die Reisenden unsere Sterne liebten, was sie mit fröhlichem Winken bekundeten.
Auf einem Parkplatz unweit von Meißen dann die Fahrzeugbeschauung:
In Meißen erreichten wir die Sächsische Weinstraße aufs Neue und mußten jetzt nur noch der Elbe langfahren, durch kleine Fischer- und Steinbrecherdörfer, an namhaften Gasthöfen vorbei bis zum Weingut Jan Ullrich, wo wir einkehrten. Das Hochwasser der Elbe rückte schon nah an die Straße heran. Viel später hätte die Ausfahrt nicht sein dürfen. Nach einem leckeren Flammkuchen mit einem Schoppen Wein oder frischen Federweißer waren wir gestärkt für die Mercedesparade und Benzingespräche, wie die nachfolgenden Bilder zeigen:
In Schloß Seußlitz hatte uns nun der Regen eingeholt, aber die Stimmung war gut genug für einen Spaziergang durch den Schloßpark während andere noch etwas „Schnörbliches“ (wie man in Sachsen für Genußmittel sagt) im Gutsladen einkaufen gingen oder die von George Bähr konzipierte Gutskirche besuchten (Bähr plante auch die berühmte Frauenkirche in Dresden).
Dann noch eine Lagebesprechung vis-a-vis des Chemiewerkes der Wacker Chemie in Nünchritz und ab durch den Regen über Riesa bis Lommatzsch durch die Lößhügellandschaft der Lommatzscher Pflege. Dort war es wieder trocken, was gleich für einen kleinen Rundgang durch die hübsche kleine Stadt genutzt wurde.
Hier kam einst Mareo Matteo Girotti zur Welt, uns besser bekannt als Terrence Hill. Er lebte während des Krieges einige Jahre in Lommatzsch, dem Geburtsort seiner Mutter. Heute gedenkt die Stadt ihren Ehrenbürger mit einem eigenen Museum. Der berühmte Schauspieler, bekannt durch seine Filme mit Bud Spencer, ist seinem Geburtsort und Sachsen treu geblieben. In Dresden unterhält er sogar eine Eisdiele.
Eine solche war nun ganz im Sinne unseres Schlußsprints durch das Ketzerbachtal bis Meißen zum Markt, wo sich alles im Cafe Venezia versammelte.
Für die meisten hieß es hernach: Ab durch den Starkregen nach Hause, aber voller schöner Erinnerungen an ein paar Stunden, in denen die Berliner und Dresdner wieder zusammenfanden. Und: Sie wollen diese Kooperation fortsetzen. Erfreulich auch die Tatsache, dass zwei Gäste nun auch dem MBIG beitreten wollen. Im Osten wächst zusammen, was zusammengehört!